Wie ich mit KI kreative T-Shirt-Grafiken für die OJW Karlsruhe entwickelte
Eine Co-Creation-Reise zwischen Mensch und Maschine – dokumentiert und illustriert
Vorab – Ein paar Gedanken zur KI
Künstliche Intelligenz ist gerade überall Thema. Manche feiern sie, andere haben eher ein mulmiges Gefühl. Oft hört man Aussagen wie: „KI macht uns alle arbeitslos“ oder „Die macht ja alles von selbst.“ Ich sehe das anders – und genau darum geht es mir in diesem Beitrag.
Ja, ich habe mit KI gearbeitet. Aber nicht, um Arbeit zu vermeiden – sondern um etwas Neues zu schaffen. Und das war durchaus Arbeit, Ideen finden, Anweisungen formulieren, ausprobieren, verwerfen, verbessern. Das ist kein „Knopf drücken und fertig“, sondern ein kreativer Prozess. Nur eben mit einer Maschine an meiner Seite.
In diesem Artikel zeige ich, wie das aussehen kann. Gestalten mit KI, mit allem Drum und Dran – von den ersten Skizzen bis zu fertigen Motiven für Shirts und Poster. Und vielleicht wird dabei auch klar: KI ersetzt nicht die Kreativität. Sie fordert sie heraus.
Die OJW Karlsruhe steht für kreatives, handwerkliches und technisches Arbeiten mit jungen Menschen. Unsere Mission ist Kindern und Jugendlichen einen Ort zu bieten, an dem sie selbstwirksam Ideen umsetzen können – mit Kopf, Herz und Hand.
Doch wie lassen sich diese Werte sichtbar machen? Wie transportiere ich unsere Botschaft auf T-Shirts, Flyer, Plakate oder Sticker? In einer kreativen Zusammenarbeit mit ChatGPT und einem KI-Bildgenerator entwickelte ich Schritt für Schritt eine Bildsprache für die OJW, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch inhaltlich passgenau ist. Diese Dokumentation schildert meinen Weg – von der ersten Idee bis zu einer vielseitig einsetzbaren kleinen Grafikkollektion.
Die Idee war einfach, die Umsetzung ambitioniert. Ich wollte einprägsame, kindgerechte Motive für unsere Jugendwerkstatt schaffen. Diese sollten sowohl modern als auch werteorientiert sein, unsere pädagogischen Ansätze spiegeln und sich auf verschiedenen Medienformaten (T-Shirts, Poster, Flyer, Webgrafiken, Aufkleber) einsetzen lassen.
Meine Anforderungen waren klar. Ich suchte kindgerechte Darstellungen mit Wiedererkennungswert, Motive, die Vielfalt, Inklusion und Freude am Schaffen visualisieren. Handwerk, Technik und Kunst sollten als zentrale Elemente enthalten sein – und das Ganze bitte möglichst ohne klischeehafte Figuren. Wichtig war mir auch eine farbliche Abstimmung mit der bestehenden Gestaltung der OJW-Website.
Da professionelle Illustrationen im klassischen Sinne zeit- und kostenintensiv sind, testete ich eine innovative Lösung, KI-gestützte Gestaltung durch Bildgeneratoren auf Basis von präzise formulierten Textbeschreibungen.
Statt Grafiken zu beauftragen, trat ich mit einer KI in Dialog. In zahlreichen Runden beschrieb ich, was mir vorschwebte. Die KI formulierte daraufhin automatisch Bildbeschreibungen („Prompts“), die an einen Bildgenerator übergeben wurden.
Am Anfang war das gar nicht so einfach. Für mich war es ungewohnt – fast schon seltsam – mit einer Maschine so zu kommunizieren, als würde ich mich mit einem echten Menschen unterhalten. Es fühlte sich künstlich an, und ich fragte mich oft: „Versteht die mich überhaupt?“ Diese Hürde war für mich persönlich die größte.
Aber genau da liegt der Knackpunkt, sobald ich diese Unsicherheit abgelegt hatte, entstand etwas völlig Neues. Ein echter, kreativer Prozess – mit Rückfragen, neuen Ideen, Vorschlägen und Verbesserungen. Kein „Knopf drücken und fertig“, sondern Co-Kreation im besten Sinne.
Beispielhafter Dialogauszug:
Ich: “Ich hätte gerne ein Motiv für ein Kinder-T-Shirt. Ein Kind an der Werkbank, mit Lötstation, Holzmodell und Farbpalette.”
KI: “Sollen besondere Farben verwendet werden? Gibt es einen Slogan oder einen Vereinsschriftzug, der integriert werden soll?”
Ich: “Ja. Farben bitte in Orange, Grün und Beige. Text: ‘OJW Karlsruhe’ und darunter ‘Handwerk, Kunst und Technik’.”
KI: “Okay. Ich schlage ein flaches, clipart-artiges Design vor, damit es sich gut für Textildruck eignet.”
So entstand ein iterativer Kreativprozess, bei dem sich Technik und mein Input wechselseitig ergänzten. Ich überprüfte jedes Design, korrigierte Proportionen, tauschte Werkzeuge aus, passte Farben an oder ersetzte Symbole.


Ein wichtiger Bestandteil dieser Phase war auch die Stilfindung. Ich hatte Grafiken aus dem Netz hochgeladen, die mich ansprachen – beispielsweise Bild 3 oder Bild 4. Daraufhin konnte sich die KI stilistisch daran orientieren und neue Bilder im passenden Look erzeugen.


Je nach Einsatzort wünschte ich mir unterschiedliche grafische Stile. Einige Motive orientierten sich am klaren Retro-Stil mit kräftiger Kontur, andere waren verspielt wie ein Comic oder stilisiert wie ein Logo. Ich achtete dabei stets auf reduzierte Farbpaletten für Druckfreundlichkeit – insbesondere mit Blick auf den Textildruck im Siebdruckverfahren oder das Arbeiten mit dem Schneideplotter und Flock- und Flexfolie, wie wir ihn bei der OJW nutzen.
Wiederkehrende Elemente wie Werkzeuge, Zahnräder und Farbpinsel sorgten für Wiedererkennungswert (Bild 7). Die Figuren sollten selbstbewusst und witzig wirken, ohne überzeichnet zu sein. Ich probierte verschiedene Perspektiven: Frontal, leicht von oben, in Bewegung.
Die Motive spiegeln unterschiedliche Facetten unserer Arbeit wider. Da ist der Roboter mit Schraubenschlüssel und 3D Drucker, der für Technikverständnis und Neugier steht (Bild 6). Oder das Kind an der Werkbank (Bild 5), das die Verbindung von Denken und Handeln zeigt. Die „Kreativhelden“ mit Werkzeuggürtel sind ein echtes Empowerment-Motiv – und kommen bei Kindern bestimmt gut an (Bilder 8 & 9). Ein stilisierter Kopf mit Zahnrädern neben einer Hand mit Werkzeugen könnten sogar zum Symbol für Betreuer werden (Bild 10).






Ein zentrales Thema war die Sprache. Ich wollte keine langen Erklärungen, sondern kurze, motivierende Sätze – kleine Statements. Deshalb entwickelten wir gemeinsam verschiedene Slogans, die einfach, klar und positiv sind:
„Du kannst mehr, als du denkst.“
„Denken. Machen. Staunen.“
„Handwerk, Kunst und Technik“
"Made in Karlsruhe - Mit Kopf, Herz und Hand"
Diese Botschaften lassen sich wunderbar kombinieren mit dem Vereinsnamen und den verschiedenen Motiven.
Ein weiteres Augenmerk galt der Mehrsprachigkeit. Für Projekte, wie zum Beispiel unsere Ferienwerkstatt an der auch ukrainische Kinder eingeladen sind, wollte ich Motive gestalten, die sich sprachlich anpassen lassen. Neben Deutsch („Handwerk, Kunst und Technik“) testete ich auch Varianten auf Ukrainisch (Ремесло, мистецтво і техніка) oder Japanisch – wobei Letzteres später durch besser verständliche Sprachen ersetzt wurde. Besonders eindrucksvoll war ein Motiv mit kyrillischer und deutscher Beschriftung (Bild 5), das bei ukrainischen Kindern sehr gut ankommen könnte.
Ein konsistentes visuelles Erscheinungsbild war mir wichtig. Deshalb wählte ich eine feste Farbpalette, die sowohl zur Website als auch zur textilen Umsetzbarkeit passte. Die Hauptfarben: Dunkelgrün, Hellgrün, Orange, Beige – ergänzt durch Akzentfarben wie Rosa, Weiß oder Schwarz je nach Design. Diese tauchen überall wieder auf: im Hintergrund, in den Details, in der Kleidung der Figuren oder bei Werkzeugen.
Ich war überrascht, wie schnell und kreativ die KI brauchbare Vorschläge generierte. Besonders bei der Vielfalt an Figuren, Posen und Symbolen zeigte sich großes Potenzial. Aber nicht alles lief glatt.
Die Stärken: Die Geschwindigkeit, mit der Motive entstehen, ist beeindruckend. Ich konnte schnell Varianten ausprobieren und sie auf meine Bedürfnisse zuschneiden. Farben, Werkzeuge oder Schriftzüge ließen sich einfach anpassen.
Aber es gab auch Grenzen: Fremdsprachentexte wurden oft falsch wiedergegeben oder verzerrt. Hände und Werkzeuge wirkten manchmal unnatürlich. Und bei zu vielen Elementen verlor die KI den Überblick – dann wurden Motive unscharf oder überladen.
Jetzt ist noch Nach- bzw. Feinarbeit notwendig. Schriften müssen ersetzt werden, Rechtschreibfehler korrigiert. Dann verfügt die OJW Karlsruhe über eine eigene, authentische Grafikserie, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht. Sie vermittelt unsere Werte – Kreativität, Technikverständnis, handwerkliches Können – auf moderne und fröhliche Weise.
Die Arbeit mit der KI war inspirierend, effizient und überraschend kollaborativ. Statt technischer Distanz entstand ein echter Dialog zwischen Mensch und Maschine – immer im Dienst unserer Ziele.
OJW bleibt damit, was es immer war – ein Ort für Kopf, Herz und Hand. Nur eben manchmal mit digitalem Pinsel.
Gerd Keller 06/25
Aller Anfang ist Schwer



