Restmengen und ihre Verpackungen
Leer oder nicht-leer, das ist hier die Frage…
…die drei Schülergruppen zum Thema Verpackungen am Donnerstag, 28.04.2022 in der Zentrale des Karlsruher dm-drogerie markt GmbH + Co. KG mit Dagmar Glatz, zuständig für nachhaltigere Verpackungen der dm-Markenprodukte, bearbeiteten. Begleitet wurden die Schüler vom Projekt-Auftraggeber TheoPrax, vertreten durch Peter Eyerer und Wolfgang Nitzschke, beide aktiv in der Offenen-Jugendwerkstatt-Karlsruhe (Grünwettersbach).
Eine Gruppe der 10. Klasse des Ludwig-Marum-Gymnasiums (LMG, Pfinztal) widmete sich in ihrer Projektarbeit „Verpackungsbedingte überdurchschnittliche Restmengen“ dem besseren Umgang von Speiseöl, das für eingelegte Lebensmittel benötigt wird. Die Schüler zeigten exemplarisch die Reduktionsmöglichkeiten des verwendeten Öls durch verbesserte Verpackungen (geometrische Veränderung). Auch auf die Möglichkeit das Öl zum Anbraten in der Küche weiterzuverwenden, statt es zu entsorgen ging die Gruppe ein. Kombiniert mit dem Lotus-Effekt – einem Vorbild aus der Natur – kann durch entsprechende Innenbeschichtung der Verpackung die in der Verpackung verbleibende Restmenge des Öls um bis zu 40% reduziert werden. Es wurde zudem auf eine umweltgerechte Entsorgung des Öls hingewiesen, was auch die Hersteller auf den Verpackungen übernehmen möchten.
Die zweite Gruppe der 10. Klasse des LMG untersuchte die Verpackungen verschiedener Pflegeprodukte, darunter einige aus dem Sortiment von dm-drogerie markt. Restmengen von bis zu 25%, die auch nach der Benutzung in der Produktverpackung verbleiben, erstaunten die jungen Forscher sehr. Im engagiert geführten Dialog zeigte Dagmar Glatz auf, dass dies bei der Entwicklung von dm-Markenprodukten schon lange berücksichtigt wird, es hier aber auch noch Verbesserungspotential gäbe. Zudem hat der Anwender hier einen großen Einfluss.
Optimierte Verpackungsformen und eingesetzte Materialien wurden nach entsprechender Analyse der Jugendlichen präsentiert. Sogar ein im 3D-Druck entworfener, aus Maisstärke gefertigter Tiegel wurde präsentiert und stieß auf das Interesse von Verpackungsexpertin Dagmar Glatz.
Die Ergebnisse beider Gruppen zeigten, dass auch jeder Einzelne zur Veränderung seines Konsumentenverhaltens motiviert werden muss. Man ist versucht zu sagen: Bequemlichkeit schafft hohe Restmengen, die projiziert auf alle Nutzer, enormes Einsparpotential generiert.
Wichtig war den Schülergruppen bei aller Kritik gegenüber den Herstellern, mehr über deren Sichtweise zu erfahren. Schnell wurde klar: Auf den ersten Blick einfache Lösungen werfen eine Vielzahl weiterer Fragestellungen auf. Als Beispiel seien hier nicht nur notwendige Rahmenbedingungen der Politik (auch EU-seitig) genannt, sondern auch herstellungsspezifische Herausforderungen, Hygienefragen, Konsumentenverhalten und Erwartungen, Mitbewerberstrategien und nicht zuletzt Fragen der Praktikabilität. Bemängelt wurde seitens der Schülergruppen die fehlende Bereitschaft vieler Hersteller, trotz mehrfacher Anfragen, sich dieser wichtigen Thematik zu stellen und so den Dialog mit zukünftigen Kunden zu suchen.
Als dritte Gruppe war dann die Klasse 2a der Heinz-Barth-Schule Wettersbach vor Ort, die sich dieser Thematik sehr gut vorbereitet, in spielerischer, kindgerechter Art angenommen hatte. Es beeindruckte sehr, wie selbst 8-jährige Kinder ihr Bewusstsein dahingehend schärfen, umweltgerechter, abfallvermeidender, schlicht ganzheitlicher zu denken, Probleme zu analysieren und Möglichkeiten zur Optimierung zu finden. Da wurden Quetschie-Mus-Tüten analysiert, Zahnpastatuben ausgequetscht und die erstaunliche Restmenge vorgeführt (teilweise reichte die Restmenge einer Tube noch zum Zähneputzen der gesamten Gruppe!). All dies geht nicht ohne engagierte Lehrerinnen und Lehrer, hier in persona Frau Beate Schweppe, die mit ihren fast 30 Kindern dieses Projekt durchgeführt und mitgestaltet hat.
Genau diese Bewusstseinsschärfung bereits im Kindesalter, aber auch die Bereitschaft zu Veränderungen im Konsumentenverhalten bei Erwachsenen gibt uns die Möglichkeit, gewünschte Veränderungen herbeizuführen. Nicht nur für eine bessere Umwelt, sondern auch für eine bessere Zukunft für uns alle.
Wolfgang Nitzschke 05/22